Usbekischer Bräuche
"Haben Sie schon Plov probiert?" - dies ist eine Frage, die Touristen häufig gestellt wird. Mehr als 90 verschiedene Varianten der usbekischen Nationalspeise Plov oder Pilav gibt es. Der Legende nach soll er von Köchen Alexander des Großen erfunden worden sein. Als Alexander den Feldzug nach Mittelasien plante, befahl er seinen Köchen, eine Speise zu erfinden, die sowohl sättigend sei als auch den Magen nicht zu sehr belastete. Reis und Hammelfett waren die ersten Ideen der Köche - nach und nach entstand das Reisgericht mit Hammelfleisch. Pilav wurde ein Leibgericht der Völker des Orients.
Es gibt ihn in zahlreichen Varianten, die den Anlässen entsprechend ausgewählt werden. Eine Art etwa für Hochzeitsfeiern, eine für den Leichenschmaus, wieder eine andere zur Geburt des Sohnes. Außerdem gibt es regionale Unterschiede, die Bucharer kochen ihn anders als die Ferganer oder Samarkander. Er kann mit Erbsen, Rosinen, getrockneten Aprikosen, Kürbis und Quitten, mit Leinöl oder mit Baumwollöl zubereitet werden. Wichtig ist auch, die Reissorte richtig auszuwählen, denn sie bestimmt den Geschmack. Die Zubereitung ist Männersache -jeder Mann muß Plov zubereiten können. Besonders in der Teestube kann man beobachten, wie Männer gemeinsam Plov kochen. Zuerst muß der Kessel erhitzt werden, dann wird das Hammelfett hinzugegeben, die Fleischstücke werden angebraten und schließlich werden in Scheiben geschnittene Zwiebeln hinzugefügt, später auch geschnittene Mohren. Wähernd des Bratens können Gewürze hinzugefügt werden: Paprika, Berberitzen, zerstoßene und getrocknete Tomaten. Dann kommt Wasser dazu. Salz und der Reis wird in das kochende Wasser gegeben. Wenn der Reis genügend Flüssigkeit aufgesogen hat, wird der Kessel abgedeckt, der Inhalt kann ungefähr 20 bis 25 Minuten garen. Wenn Plov unter freiem Himmel zubereitet wird, schmeckt er besser!
Beliebt sind auch - Manty, mit Fleisch gefüllte Teigtaschen, die man Lebensrnittel sind auf den Basaren als usbekische Variante von Ravioli sehr preiswert bezeichnen könnte. Die Füllung ist allerdings anders als die der Ravioli und unterscheidet sich auch leicht von den ähnlichen russischen Pelmeni: verschiedene Gewürze, viel Zwiebel, Pfeffer und Fleisch und, was zumindest für den usbekischen Geschmack wichtig ist, Hammelfett. In einem besonderen Kochtopf, dem Kaskan. werden die Manty im Dampf gegart.
>Lagman< ist sowohl Suppe als auch Hauptgericht, es ist quasi eine dicke Nudelsuppe mit kleingeschnittenem gebratenem Fleisch, Kartoffeln und verschiedenen Gemüsesorten, Es können Mohren, Rote Beete, Kohl, Rettich, Tomaten, Knoblauch, Paprika und Zwiebeln hinzugefügt werden. Kompliziert ist eine gelungene Herstellung des Nudelteiges, denn die Nudeln müssen zart, dünn und schmackhaft sein. Manchmal kann man die Köche bei ihrer virtuosen >Lagman-Show< beobachten: sie jonglieren mit den Teigstücken, ziehen sie auseinander, drehen sie und zerteilen sie in dünne Fäden.
Schaschlik (bekannt auch unter den Namen Schisch-Kebab und Kawab) muß man unbedingt probieren. Am offenen Feuer wird Kalb- oder Hammelfleisch gegrillt. Das Fleisch wird gewürfelt, gesalzen, mit Pfeffer und Paprika gewürzt und in Weinesssig eingelegt. Es werden kleingeschnittene Zwiebeln und Korianderkörner hinzugefügt. Alles wird gut gemischt und in einem Gefäß (in Usbekistan wird betont, dali es ein Emaillegefäß sein soll) mit einem Tuch bedeckt kalt gestellt. Nach ungefähr einem Tag, wenn das Fleisch mariniert ist, werden acht bis zehn Stücke auf einen Eisenstab gespießt. Über einem nicht zu starken Feuer wird der Spieß langsam gedreht. Wenn kein Saft mehr aus dem Fleisch tropft, kann der Spieß serviert werden. Es bietet sich an, dazu mit Weinessig gewürzten Zwiebelsalat oder Tomaten-Gurkensalat zu speisen.
Auch zahlreiche Fleisch-und Milchsuppen gehören zur nationalen Küche, vor allem >Shurpa< und >Mastava<. Shurpa besteht aus Hammelfleisch und verschiedenen Gemüsesorten, Fadennudeln und Suppengrün. Statt Hammelfleisch kann auch Rind- oder Hühnerfleisch verwendet werden. Mastava ist eine Reissuppe mit vielen kleingeschnittenen Zwiebeln, Mohren, Tomaten, Erbsen und wilden Pflaumen. Brot zu backen gehört zu Fertigkeiten, die gerade die ländlichen Familien beherrschen. Die klassischen Brotarten werden alle ganz dünn in kleiner und rundlicher Form gebackett. Gut zu beobachten ist das in Vabkent. Vor der Bäckerei hängen gut sichtbar Fladenbrote. Wie in vielen anderen Ländern ist Brot fast eine heilige Nahrung. Es wird nicht weggeworfen, und wenn jemand ein Stück Brot auf dem Boden liegen sieht, muß er es aufheben und an einen Ort legen, an dem es nicht zertreten werden kann. Übrigens, gleichgültig, welches Gericht serviert wird, Brot wird immer dazu gereicht. Generell ist die usbekische Küche immer noch von russischen Einflüssen geprägt. Auch das lokale Eis schmeckt köstlich, sein Genuß widerspricht aber allen ärztlichen Ratschlägen! Die wichtigsten Getränke sind Tee, Milch, oft als Kefir getrunken, und Säfte. Im Winter wird vor allem schwarzer Tee getrunken, im Sommer grüner. Der grüne Tee wird auch nach einem opulenten Mahl getrunken, da er die Verdauung erleichtert. Tee wird übrigens statt Wasser getrunken. >Kumus< ist alkoholisierte Stutenmilch. In fließendem Flußwasser wird die Milch mehrere Monate in einem Ledersack gegoren. Sie hat einen gewöhnungsbedürftigen Geschmack und soll gegen Schlaflosigkeit wirken. Kumus trägt auch zur Heilung von Tuberkulosekranken bei. Es ist allerdings in Usbekistan nicht so weit verbreitet wie in anderen Ländern der Region.
Rezept: Plov - eine Variante
Benötigt werden:
400 Gramm Hammelfleisch
300 bis 400 Gramm Reis, je nach bevorzugtem Mischungsverhältnis
250 Gramm Mohren
150 Gramm Zwiebeln
Das Hammelfleisch wird in kleine Stücke geschnitten und im stark erhitzten Öl in einer Pfanne angebraten, dann werden Zwiebeln und Mohren hinzugegeben. Gewürzt werden sollte - vor allem mit Salz und Peffer - nach eigenem Geschmack. Dann werden vier Gläser Wasser hineingegeben und das ganze zum Kochen gebracht. Man füge den gewaschenen Reis hinzu, wobei das Wasser zwei Zentimeter über dem Reis stehen sollte. Ohne zu rühren läßt man das Gericht auf niedriger Stufe langsam kochen. Wenn das Wasser verdampft ist, schließt man den Deckel und läßt das Gericht auf kleinster Stufe zwanzig Minuten garen. Nach öffnen des Topfes wird einmal kräftig durchgerührt. Fertig. Dekorieren kann man den Plov mit verschiedenen Zutaten, Eiern, Tomaten.