Seen und Flüssen
Die Flüsse Syrdarja und Amudarja
Zwei große Flüsse gibt es in Usbekistan: den Grenzfluß im Süden, den Amudarja, auch Oxus genannt, und den nördlichen Syrdarja, Jaxartes in der Antike genannt. Um diese beiden Flüsse herum haben sich die Oasen mit den weitverzweigten Kanalsystemen gebildet. Der Syrdarja entsteht durch den Zusammenfluß von Naryn und Karadarja und fließt durch das Ferganabecken am Nordostrand der Wüste Kizil-kurn entlang. Er ist 2212, mit seinem Quellfluß Naryn sogar 3019 Kilometer lang. Der Amudarja entspringt im Hindukusch und ist 2540 Kilometer lang.
Aber nicht nur das Wasser allein ist es, das die Gegend fruchtbar macht. Besonders der Amudarja hat einen hohen Schwebstoffanteil; er bringt Schlamm, Löß und Geröll aus den Bergen mit. Teilweise beträgt der Schwebstoffgehalt bis zu 3600 Gramm pro Kubikmeter. Durch die Ablagerung der gewaltigen Schlamm-und Sandmengen behindert sich der Fluß in seinem Lauf selbst und muß den selbst geschaffenen Barrieren aus Schlamm und Sand ausweichen und sich neue Wege suchen. Besonders im Frühjahr, zur Zeit der Eis- und Schneeschmelze, wird der sonst ruhige Amudarja zu einem reißenden Fluß. Er unterspült Ufer, entwurzelt Bäume, überschwemmt Ortschaften - und hat wahrscheinlich deshalb im Volksmund den Beinamen Dshaihun, der >Tollwütige< erhalten. Ein Beispiel des Flußbettwechsels ist Konya-Urgench in Turkmenistan, die alte Hauptstadt des choresmischen Reiches, die einstmals unmittelbar am Ufer des Amudarja lag. Als sich der Flußlauf verändert hatte, wurde die Stadt aufgegeben, heute liegen ihre Ruinen vierzig Kilometer vorn Amudarja entfernt.
Die Nebenarme des Amudarja und zahlreiche Kanäle sind die Voraussetzung dafür, daß in den wüstenähnlichen Gebieten so erfolgreich Landwirtschaft betrieben werden kann. Schon vor Jahrtausenden kannte man die fruchtbare Wirkung des Stromes, so nannten ihn die alten Ostiraner in der Avesta >Aredvi<. Dadurch symbolisierte er die Fruchtbarkeitsgöttin Ardvisura Anahita. Die Griechen nannten ihn Oxus, auf arabisch hieß er Djaichun, der Tollwütige.